Willkommen zu einer neuen Ausgabe des Endspiel-Newsletters! Jeden Monat sammeln wir hier Fragen, Inspiration und Termine, die einen unbeschönigten Blickwinkel auf Klimakommunikation schärfen – heute mit einem Fokus auf die Frage unseres letzten Endspiel-Salons: Wer spricht wo schon über die Welt nach 1,5 Grad? Geschichten prägen unser Weltbild. Das Geschichten-Erzählen ist im Kern, was uns Menschen ausmacht. Gerade in Krisenzeiten kommt es nun darauf an, welche Geschichte wir uns über unsere Situation erzählen. In ihrem Buch Staying with the Trouble drückt Donna Haraway es so aus: "It matters what stories we tell to tell other stories with."
Beispiele aus der Umweltgeschichte zeigen uns, dass auch die Kommunikation von wissenschaftlichen Fakten besonders dann gut funktioniert, wenn sie bildhafte Sprache verwendet: „Silent Spring“, „Nuklearer Winter“, „Hothouse Earth“. Wir fragen uns immer noch: Brauchen wir eine neue Sprache fürs „Climate Endgame“?
Es macht einen Unterschied, ob wir vom „1,5-Grad-Ziel“ oder einer „1,5-Grad-Grenze“ sprechen. Sprache formt Realität, schreibt Kübra Gümüşay in ihrem Bestseller Sprache und Sein. Diese Realität ist auf der Welt nicht für alle gleich. Gümüşay schreibt:
„Die Armen der Welt, die Ausgegrenzten der Welt, sie kennen die hässlichsten Fratzen der Klimakrise, des Kapitalismus, des Konsumwahns, der sozialen Medien. Es ist manchmal tragikomisch, den Privilegierten dabei zuzuschauen, wie sie über die Herausforderungen der Zukunft grübeln und zugleich all jene ignorieren, die diese Herausforderungen längst erleben, die längst darüber reden und schreiben.“
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Im letzten Endspiel-Salon haben wir verschiedene Narrative über eine Welt nach 1,5 Grad auf einem Online-Bord zusammengetragen. Es ist ein weites Spektrum von der Geschichte des Technikoptimismus auf einem ausgebrannten Planeten, die Space X oder Geoengineering-Verfechter erzählen, bis zu den Erzählungen von neuen Arten, zu leben, zu wirtschaften, zu lieben, wenn alle bisherigen Sicherheiten weggefallen sind. Hier ist eine Auswahl an Geschichten von Menschen, deren Welt schon untergegangen ist – und von denen wir viel lernen können:
➤ Der Science-Fiction Roman Die Parabel vom Sämann von Octavia Butler spielt im Jahr 2024 – Klimakrise, Rechtsruck, Arbeitslosigkeit haben das Leben in den USA von Grund auf verändert. Die Schwarze Heldin lebt in einer Welt voller Gewalt. Ihre Reise durch die Abgründe führt sie schließlich zu einer atemberaubenden Vision einer Zukunft für die Menschheit.
➤ Die über Generationen mündlich überlieferte „Prophezeiung der Sieben Feuer“ der First Nations der Anishinaabe sagte voraus, dass nach einem gesegneten Zeitalter voller Harmonie die Unterdrückung durch „hellhäutige Eroberer“ bevorstehe. Hier schreibt Chief Dominique Rankin über seine Missbrauchserfahrung in einer kanadischen Missionarsschule, nachdem die Prophezeiung der Ältesten eingetreten war.
➤ Was wir von den Menschen in Nigeria lernen können, die seit Jahrzehnten mit der Ölkatastrophe im Nigerdelta leben und gegen die fossile Industrie kämpfen, erzählt uns Aktivist und Autor Peter Emorinken Donatus am 25. Mai auf dem Podium im Pavillon Hannover.
Wer noch Geschichten kennt, gerne hier eintragen:
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➤ Brandneu: Datenjournalist Lorenz Matzat, Mitbegründer des Netzwerk Klimajournalismus Deutschland, wirft in einem Blogpost über das Versagen der Medien in Zeiten der Klimakrise die Frage auf: „Braucht es jetzt also so etwas wie Kollapsjournalismus?“ Wie ein solcher aussähe, beschreibt er HIER.
➤ Schöner Klassiker: Petro-Subjectivity – De-Industrializing Our Sense of Self, Brett Bloom (2015). Das kleine Büchlein ist eine gute Lektüre für den ersten Nachmittag am See. In der Mischung aus persönlichen Texten und Karten von Materialströmen fossiler Energien steckt Kraft und Schönheit.
➤ Kritisch-konstruktiv: Der Klima-Newsletter des Schweizer Republik Magazins ist voll von Inspiration – es gibt ihn doch, den guten Journalismus in Zeiten der Klimakrise. Zuletzt ging es um die Frage, wie wir einen guten Einstieg in ein Klimagespräch finden. Hier kann man den Newsletter kostenlos abonnieren.
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Der letzte Monat war aufregend für uns. Wir hatten eine ganze Reihe an Veranstaltungen:
Am 15. April haben wir wieder im öffentlichen Raum ein Feuer entfacht, um in der Wärme der Flammen mit Interessierten über brennende Zukunftsfragen zu sprechen. Bei diesem Format experimentieren wir mit der Frage, wie unerwartet berührende Zukunftsdiskurse angestoßen werden können.
Am 16. April haben Theresa Leisgang und Gerriet Schwen bei der niedersächsischen Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung ein Training für Klimakommunikation angeboten. Dabei wurde uns nochmal deutlich, dass es für wirksame Klimakommunikation sowohl Faktenwissen als auch Berührbarkeit braucht – und, dass Menschen auch sehr gut einer Qualität sein können, ohne die andere stärker ausgebildet zu haben.
Dann am 24. April waren wir beim Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz der Region Hannover. Dabei ging es vor allem um das Ziel der Region Hannover, bis 2035 klimaneutral zu werden. Dazu wurde eine von der Regionsverwaltung beauftragte Studie des Hamburg Instituts vorgestellt, welche das Ambitionsniveau der kommunalen Klimatransformation eingeordnet hat: Die bisherigen Maßnahmen seien auch unter optimistischen Annahmen nicht ausreichend um das Ziel zu erreichen. Verwaltung und Teile der Politik zogen aus dieser Studie den Schluss, dass das Ziel gar nicht mehr erreichbar sei. Wir fragen uns jedoch was die Verwaltung davon abhält klarer zu kommunizieren, wie es um’s Klima steht, und dass entschiedenere Maßnahmen notwendig sind? |
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Foto: Valentin Heyde
Zusammen mit Jörg Jelden und Valentin Heyde haben wir am 3. Mai Expert*innen eingeladen, die in Verwaltung und Blaulichtorganisationen professionell mit Krisen und Katastrophen arbeiten, um in einem spekulativen Rollenspiel zu erforschen, wie Klimaerhitzung den Katastrophenschutz beeinflusst. Ausgangsthese:
“Die Krisen und Katastrophen der Zukunft werden anders sein als die der Vergangenheit. Klimaerhitzung wird sowohl die Häufigkeit und Gleichzeitigkeit von Katastrophen steigern und als andauernde Krise eine Belastung für Katastropheneinsätze darstellen. Und in spekulativem Spiel können Zusammenhänge erkundet werden und Ideen aufkommen, die zu blöd oder zu genial sind, um sie am Schreibtisch zu entwickeln.”
Das große Interesse hat Bedarf für organisationsübergreifende Simulationen zu Klima im Katastrophenschutz gezeigt. Wir haben Lust das Veranstaltungsformat weiterzuentwickeln und rauszufinden, wie langfristige Belastung durch Klimaerhitzung für den Katastrophenschutz besser erlebbar gemacht werden können.
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Foto: Valentin Heyde
Und dann am 7. Mai haben wir im Rahmen von Xchange ein öffentliches Gespräch mit Sara Schurmann, Franziska Mensching und Gerriet Schwen im Schloss Herrenhausen organisiert. Der Titel “Apokalypse oder Happy End? Was uns motiviert, Umwelt und Klima zu schützen” hat den Raum schnell gefüllt. Dabei hatten die Teilnehmenden immer wieder den Wunsch über Klimalösungen zu sprechen. Für uns bleibt eine offene Frage wie es gelingen kann, wirklich hinzuschauen wo wir in Bezug auf Klima stehen – bevor wir (dann vielleicht nur halbherzig) in Lösungen flüchten.
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Formate: Kunst und Poesie als JPG, PDF oder Videos plus Kurzbeschreibung des Beitrags (max. 2500 Zeichen)
Zielgruppe: Breite Öffentlichkeit
Kontakt für Rückfragen: schwen@meteo.uni-hannover.de
Zuständige Institutionen: Leibniz Institut Hannover (Institut für Meteorologie und Klimatologie) und Hochschule Hannover (Abt. Soziale Arbeit)
Projektverantwortliche: Projektleitung: Prof. Dr. Gunther Seckmeyer, Dr. Thomas Köhler, Projektmanagement: Gerriet Schwen
Gefördert von: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur (NMWK), Ausschreibung für Geistes- und Sozialwissenschaften „Zukunftsdiskurse“
Bis Ende Mai, nehmen wir noch künstlerische Arbeitenfür unsere Publikation zu Klima, Kollaps und Kommunikation entgegen!
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25. Mai, 13 bis 21 Uhr: Kulturzentrum Pavillon, kostenfrei EINS KOMMA FÜNF Grad am Limit Buntes Programm zu Klima
Die hohen Durchschnittstemperaturen im Frühling nehmen wir zum Anlass, um über die 1,5 Grad Grenze zu sprechen. In einem breiten Bündnis haben wir für den ganzen Tag vielfältige Angebote organisiert: Kinderbetreuung, Workshops, Live Musik, Stände von Klimagruppen, Kurzvortrag von Dr. Seckmeyer, Podiumsgespräch mit Tadzio Müller, Lea Dohm, Peter Donatus und Theresa Leisgang, sowie eine Vorstellung von „Der laute Frühling“ und Filmgespräch mit Filmemacherin Johanna und Marco von den AngryWorkers. Alle Programmpunkte sind kostenlos, für die Workshops ist eine online Anmeldung erforderlich.
Was gibt’s zu entdecken? 13:00 - 13:30 Uhr: Begrüßung und gemeinsam ins Thema eintauchen 13:30 - 15:30 Uhr: parallele Workshops (Anmeldung erwünscht) 15:30 - 17:00 Uhr: Vernetzung, Austausch mit Klima-Initiativen und Livemusik 17:00 - 17:30 Uhr: Kurzvortrag Klima Prof. Seckmeyer 17:30 - 19:00 Uhr: Podiumsgespräch mit Tadzio Müller, Lea Dohm und Peter Emorinken-Donatus (Moderation Theresa Leisgang) 20:00 - 21:30 Uhr: Filmvorführung „Der laute Frühling“ 21:30 - 22:00 Uhr: Filmgespräch mit Filmemacherin Johanna und Marco von den AngryWorkers (Moderation Gerriet Schwen)
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27. Mai ab 18 - 21 Uhr: Vorderer Teil des Weißekreuzplatzes, Hannover, kostenfrei ohne Anmeldung Gespräch am Feuer 3.0 Ungezwungener Austausch zu Zukunftsfragen
Am 27. Mai laden wir wieder zum offenen Gespräch am Feuer ein. Komm gern auch spontan vorbei! Diesmal besprechen wir:
Könntest du mit deiner Familie in einem Zimmer wohnen? Wie wirst du arbeiten wenn der Strom unregelmäßig funktioniert?
Diese und viele anderen Fragen haben wir uns bei den vergangenen Gesprächen ums Feuer gestellt. Für uns war es sehr spannend, gemeinsam mit fremden Menschen hinzuschauen und mutige, kreative und persönliche Antworten zu finden. |
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29. Mai, 10:30 bis 17:30 Uhr: Hannover, €39, Anmeldung erforderlich Höchste Zeit für neue Erzählungen! Training für Menschen in der Erwachsenenbildung
Leider vom Veranstalter abgesagt. Die Debatte übers Klima hat alle Bereiche der Gesellschaft erreicht: Die Streiks von Fridays for Future setzten den Fokus auf die Zukunft, doch längst holen Nachrichten von Hitzewellen die Katastrophen ins Hier und Jetzt. Die Debatte polarisiert und vereinfacht, in der Wirtschaft arbeiten viele an der Begrenzung ihres eigenen Schadens. Wie wird die Klimakrise in der Erwachsenenbildung eingeordnet? |
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31. Mai, 12 bis 13 Uhr: Online, kostenfrei ohne Anmeldung Endspiel-Salon Monatlicher Reflexionsraum zu Klima, Kollaps und Kommunikation
Nächstes Mal wollen wir mit Euch die Gespräche vom Veranstaltungstag im Pavillon Hannover weiterweben. Wir fragen uns:
➤ In welchem Rahmen funktionieren Gespräche über Klima & Kollaps gut? ➤ Wo finden solche Gespräche in Eurem Alltag überhaupt statt?
Nach einem kurzen Input gibt es Raum für Austausch in Kleingruppen und eine abschließende Diskussion mit allen.
Keine Anmeldung erforderlich. Tragt euch den Termin im Kalender ein und ladet gerne Interessierte ein! Hier der Zoomlink: https://us06web.zoom.us/j/2106432852
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Wir freuen uns auf den Austausch in den nächsten Tagen, vor Ort oder digital!
Liebe Grüße Team Endspiel
Das Projekt wird von einem trandisziplinären Team an der Leibniz Universität und der Hochschule Hannover durchgeführt und vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachen gefördert.
www.endspiel.website endspiel@meteo.uni-hannover.de www.instagram.com/klima.endspiel.zukunft |
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