Hallo zu einem neuen Update aus der Endgame-Forschung!
Klima Endspiel

“Ist das 1,5-Grad-Ziel noch machbar?” fragte das WDR Wissenschaftsmagazin Quarks im Dezember letzten Jahres. Anfang Februar machte die Antwort Schlagzeilen: “Erderwärmung erstmals durchschnittlich über 1,5 Grad.” 
Müssen wir uns in der Klimakommunikation also neu ausrichten? Warum ein ehrlicher Diskurs dazu in Deutschland fehlt, wollen wir diesen Freitag um 12 Uhr im Endspiel-Salon debattieren, herzliche Einladung (mehr Infos unter Termine)! 

Was uns bewegt

Angeregt von den Forschungsfragen im Projekt haben wir uns als Team zu Beginn des Jahres ganz persönlich gefragt: Was passiert, wenn wir nicht alleine wissenschaftliche Studien lesen, sondern uns gemeinsam den Krisen der Welt zuwenden? 
 
Unser Setting: 3 Wochen. 15 Personen. 1 Haus im Wald.  

Im Forsthaus Tornow haben wir einen entschleunigten Forschungsraum geschaffen, der uns in der Auseinandersetzung mit dem komplexen Zerfall viele neue Impulse geschenkt hat. Einen Raum, in dem wir uns verletzlich und ehrlich den Themen widmen konnten, die im Alltagstrubel oft nicht genug Platz bekommen. Weil sie zu groß oder überfordernd sind. Weil wir sie nicht allein verdauen können.

Wir haben die unterschiedlichsten Formate getestet, wie Klima-Kollaps-Kommunikation gelingen kann – das heißt: Wie sie uns wirklich berührt.

Wir haben Professoren und Aktivist*innen zugehört, gemeinsam den Report “Welcome to the Great Unraveling” gelesen, uns die Szenarien aus “Deutschland 2050” gegeben. Oft haben wir zuerst in Kleingruppen und dann in der großen Runde diskutiert, was wir gelesen, gelernt, verstanden haben. Neben Dialog und Zeit haben wir auch auf einer verkörperten Ebene analysiert: Wann macht unser Nervensystem zu? Wie fühlt es sich an, über das Aussterben des Elfenbeinspechts zu sprechen? Wann braucht es eine Pause, ein Aufatmen, ein Sackenlassen, um nicht selbst zu kollabieren?

Forschungsfragen

➤ Brauchen wir neue Trauerkulturen, damit sich Menschen wirklich den Krisen unserer Zeit öffnen können?

Was passiert, wenn wir uns kollektiv der Möglichkeit von Zusammenbrüchen in unserem System stellen?

Könnte es sein, dass uns die Sprache fehlt, um differenziert über Kollaps zu sprechen? Im Englischen spricht man von “Falling apart”, “Breakdown”, “the Great Unraveling” – unsere Situation wird im englischsprachigen Diskurs nicht nur als “Krise” benannt, sondern alsclimate predicament”, ein Dilemma, eine Gemengelage, in der es keine einfachen Lösungen gibt.

Quellen der Inspiration

Für Macher*innenDas Workbook “Hospicing Modernity", Vanessa Machado de Oliveira (2021). Das Buch unterstützt dabei, innere und äußere Komplexitäten zu navigieren und regt auf eine geschmeidig provokante Art zu einem Paradigmenwechsel an.  

Für unterwegs: Im Podcast des Post-Carbon-Institutes teilen indigene Menschen ihre Perspektiven auf eine Welt im Feuer. Besonders inspirierend für uns: Lyla June Johnston on “Reframing Collapse.  

Für dunkle Tage: “I Want a Better Catastrophe” (2023). Diese interaktive Landkarte für Krisenzeiten zeigt uns den Weg zum bestmöglichen Kollaps: Nach vielen Jahren Arbeit für eine bessere Welt widmet sich Autor und Aktivist Andrew Boyd mit Humor dem Weltuntergang. Kurzweilig und tiefgründig!

Rückblick

Im Februar haben wir Politiker*innen aus Hannover ins Museum eingeladen, gemeinsam die vom Kaktus Cartoon Award ausgezeichneten Karikaturen zu Klima(Krise) angesehen und haben uns darüber ausgetauscht, welche Rolle katastrophale Szenarien in der kommunalen Klimakommunikation spielen (sollten).


Am selben Abend gab es ein
Podiumsgespräch im Wilhelm-Busch-Museum. Dort hat Projektmanager Gerriet Schwen mit Oberbürgermeister Belit Onay, Klimaaktivistin sowie Journalistin Julia Förster und Comic Autor sowie Herausgeber Titus Ackermann darüber gesprochen, welche Wirkung Bilder und Metaphern in der Klimakommunikation haben.

Gerriet Schwen auf dem Podium: "Was zunehmend relevant wird: Die emotionale Kompetenz zu entwickeln, der Realität ins Auge blicken zu können, ohne innerlich zu dissoziieren, doch noch einen Kaffee zu trinken, oder ein anderes To-Do zu priorisieren."

Hier gibt es die ganze Aufzeichnung vom Gespräch:

Auf YouTube ansehen
Termine

22.2.2024: Deadline für Ideen und Abstracts

Gemeinsam mit Kommunikationsdesignerin Linda Rammes entwickeln wir in den kommenden Wochen ein Erscheinungsbild für unsere öffentlichkeitswirksame Publikation zu den Potentialen unbeschönigter Klimakommunikation.

Wir freuen uns weiterhin über Einreichungen, insbesondere von Künstler*innen und Designer*innen, die... 

...mit uns die Bildsprache für die gesamte Publikation entwickeln wollen. 

...einzelne Bilder, Serien oder eine poetische Umsetzung der Thematik.

Jetzt Abstrakt einreichen

23.2.2024, 12–13 Uhr: Endspiel-Salon "Narrative nach 1,5 Grad"

Immer am letzten Freitag im Monat treffen wir uns auf Zoom, um eine relevante Frage zu diskutieren. Der Endspiel-Salon ist unser monatlicher Reflexionsraum, den wir für alle Expert*innen der Klimakommunikation aus Wissenschaft, Aktivismus und Medien öffnen. 
 
Diesmal geht es um die Frage:   
Wo ist der deutschsprachige Diskurs über die Welt nach 1,5°C?

Uns interessiert, warum es keinen Aufschrei gab, als bekannt wurde, dass wir die 1,5-Grad-Grenze überschritten haben, von der wir unsere Zukunft abhängig gemacht haben. Wo gibt es vielleicht schon solidarische Erzählungen über eine Welt, die zerfällt?

Den Zoomlink gerne in dem Kalender eintragen: https://us06web.zoom.us/j/2106432852

26.2.2024, 16:3018:30 Uhr: Vortrag Potentiale katastrophaler Szenarien in der Klimakommunikation“

Gerriet Schwen vom Team Endspiel wird auf der Tagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft an der Uni Greifswald über folgende Fragen sprechen: 

Würde ein ungeschönter Blick auf unsere Lage Kräfte freisetzen, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise abzumildern? Und:

Wie klingt eine Kommunikation, welche das Ausmaß der Klimakrise vermittelt, ohne Überforderung auszulösen?

Anmeldung benötigt und noch möglich!

Anmeldung

Das Projekt wird von einem trandisziplinären Team an der Leibniz Universität und der Hochschule Hannover durchgeführt und vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachen gefördert. 

Liebe Grüße vom
Team Endspiel 

www.endspiel.website
endspiel@meteo.uni-hannover.de
www.instagram.com/klima.endspiel.zukunft

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